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Typografie und Zeitgeist Typografie richtete sich schon immer nach dem jeweiligen Zeitgeist, der Modeströmung und den technischen Möglichkeiten. Die barocke Architektur z. B. war sehr prunkvoll. Fürsten verzierten die Gebäude mit allerlei Stuck, kleinen Engelchen und viel Gold. Man feierte überschwengliche Feste, bei denen es prachtvoll gedeckte Tische gab. Dieser Lebensstil spiegelt sich auch in der damals gebräuchlichen Schrift wider. Barockschriften wirken sehr gediegen, edel und festlich. |
Später, im Klassizismus, besann man sich wieder auf das Einfache, geometrisch Konstruierte. Die Schriften waren klar konstruiert und wiesen unter anderem einen hohen Fett-Fein-Kontrast auf. In den 30er Jahren gab es wieder eine ähnliche Modeströmung (Stichwort: Bauhaus), in der die Linear-Antiqua ihren Siegeszug antrat. |
Typografie heute Seit damals hat sich die Welt weiter verändert. Die Einstellung zu vielen Themen ist lockerer und ungezwungener geworden. Wir leben ähnlich wie zu Beginn der Renaissance im Übergang zu einem neuen Zeitalter, das durch ein anderes Welt- und Zukunftsbild und durch völlig neue Strukturen in der Kommunikation geprägt wird. Das wirkt sich natürlich auch auf den Gestaltungsstil von Drucksachen aus. |
Mit den technischen Möglichkeiten des Computer-Publishing erfolgte die Anpassung der typografischen Gestaltungsrichtung an den heutigen Zeitgeist. Bedenklich jedoch ist, daß plötzlich jedermann Drucksachen gestalten und setzen kann. Darin liegt die Gefahr für das »kulturelle Erbe« von Schrift und Typografie. |
Typografie ist heute nicht generell schlechter als früher. Lediglich die vielen von Laien gestalteten Drucksachen vermitteln diesen Eindruck. Das Gestalten von guter Typografie setzt eine Menge theoretischer Kenntnisse und noch mehr Übung und Erfahrung voraus aber Erfahrung und Übung im Umgang mit den typografischen Möglichkeiten und nicht nur mit den zur Realisierung einer Idee notwendigen Programmen. Gutes Werkzeug hat noch keinen Meister gemacht, und wer als Typograf nur Cliparts kennt, für den muß wohl jede Publikation ein Bilderbuch sein. |