Väter
ganz besonderer Kinder




  Die meisten Männer werden rein zufällig Väter, einige gewollt, wenige durch gesellschaftlichen Druck und ein paar aus Gewohnheit. Und in diesem Jahr werden nahezu 100.000 Männer Väter ganz besonderer Kinder werden.
Haben Sie sich jemals gefragt,
wie Väter dieser besonderen Kinder 
ausgewählt werden?
Irgendwie stelle ich mir Gott schwebend über der Erde vor, mit Sorgfalt und Bestimmtheit seine Werkzeuge zur Fortpflanzung aussuchend. Er gibt seinen Engeln Anweisungen, in einem riesigen Hauptbuch Eintragungen zu machen:

»Müller, Kai-Uwe, Sohn,
Beschützer: Heiliger Matthias«

»Schmidt, Amanda, Tochter,
Beschützerin: Heilige Maria«

»Weber, Caroline und Jens, Zwillinge,
Beschützer: ...gib ihnen Gerhard. Der ist an Gottlosigkeit gewohnt.«

Schließlich gibt er dem Engel einen Namen an und lächelt: »Gib ihm ein besonderes Kind, ein Kind das an Stärke nicht zu übertreffen ist, gib ihm ein Kind, welches ehrlich lächeln und all das fühlen kann, was viele Kinder im Laufe ihres Lebens leider verlernen...«
Der Engel ist neugierig. »Warum gerade ihm, Gott? Er ist so glücklich.«

»Genau,« lächelt Gott, »könnte ich ein behindertes Kind einem Vater geben, der kein Lachen kennt? Das wäre grausam.«

»Aber hat er Geduld?« fragte der Engel.

»Ich möchte nicht, dass er zuviel Geduld hat, sonst wird er in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung versinken. Wenn einmal der Schock und Groll überwunden ist, wird er es meistern. Ich habe ihn heute beobachtet. Er hat das Gefühl für sein ICH und hat Unabhängigkeit, was so selten und so wichtig bei einem Vater ist. Siehst du, das Kind, das ich ihm geben werde, hat seine eigene Welt. Er muss es dazu bringen, in ihr zu leben, und das wird mit seiner Hilfe einfach sein.«

»Aber, Herr, ich denke, er glaubt nicht einmal an dich.«

Gott lächelt: »Das macht nichts. Das kann ich richten. Es ist nicht so wichtig, ob er an mich glaubt. Er hat gerade genug Selbstsüchtigkeit.«

Dem Engel stockt der Atem: »Selbstsüchtigkeit. Ist das eine Tugend?«
Ja hier ist ein Mann,
den ich mit einem Kind segnen will,
das nicht perfekt ist.
Gott nickt: »Wenn er sich nicht manchmal von seinem Kind trennen kann, wird er niemals überleben. Ja hier ist ein Mann, den ich mit einem Kind segnen will, das nicht perfekt ist. Er realisiert das jetzt noch nicht, aber er ist zu beneiden.
Er wird niemals mehr ein gesprochenes Wort als selbstverständlich hinnehmen. Er wird nie mehr einen Schritt vorwärts als etwas Gewöhnliches ansehen. Wenn sein Kind zum ersten Mal Mama oder Papa sagen wird, wird er Zeuge eines Wunders sein, und er wird es wissen. Wenn er seinem gehörlosen Kind einen Baum oder einen Sonnenuntergang beschreiben wird, dann wird er diese Dinge so sehen, wie nur wenige Menschen je meine Schöpfung gesehen haben.
Ich will ihm erlauben, Dinge so klar zu sehen wie ich: Ignoranz, Grausamkeit, Vorurteile... und ihm erlauben, sich über diese zu erheben. Er wird nie allein sein. Ich werde jede Minute jeden Tages seines Lebens neben ihm sein, weil er mein Werk fortführt, so sicher wie er hier an meiner Seite ist.«

»Und was ist mit einem Schutzheiligen?« fragt der Engel, während er seine Feder in der Luft anhält.

Gott lächelt: »Die Liebe, eine Umarmung, ein Lächeln seines Kindes und ein Spiegel wird genügen«.


Eugen, Vater eines resthörigen Kindes

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